10.11.2022
Nachdem ich Mitte Oktober eine Probefahrt mit einem MG4 Electric gemacht habe, zögere ich nicht lange, sondern mache Mädel mit Köpfen.
Den MG4 Electric gibt es in drei Ausstattungsvarianten: Standard, Comfort und Luxury. Welche nehme ich? Das ist nicht nur eine Preisfrage.
Der preisgünstige Standard hat einen kobaltfreien LFP-Akku mit 51kWh Kapazität für 350km Reichweite. Comfort und Luxury kommen mit einem NMC-Akku mit 64kWh. Die reichen beim Comfort für 450km und beim Luxury (seltsamerweise, ich komme darauf zurück) für nur 435km.
Eigentlich hätte ich gern einen LFP-Akku, der aus meiner Sicht einige Vorteile gegenüber einem NMC-Akku hat: LFP-Akkus werden ohne Kobalt produziert, sind inhärent feuerfest und sehr beständig. MG hat beim MG4 Standard allerdings nur ein einphasiges AC-Ladegerät verbaut. Damit kann man an einer 11kW Wallbox schlappe 3,6kW ziehen. An 22kW-Ladesäulen wären es max. 7,2kW, wahrscheinlich in der Praxis weniger.
In Comfort und Luxury sind für AC-Ladung 3phasige 11kW-Lader verbaut. Beim MG5 hat auch das Standardmodell mit LFP-Akku einen 11kW-Lader. Warum das beim MG4 nicht möglich zu sein scheint, bleibt unklar.
Das ist dann leider der Showstopper für den MG4 Standard. Warum? Zu Hause wäre einphasiges und damit längeres Laden kein Problem. Wobei die Erfahrung mit anderen Elektroautos lehrt, dass die Ladeverluste um so größer sind, je geringer die Ladeleistung ist. Unter anderem wegen der längeren Ladezeit, in der die entsprechenden Bordsysteme mit Strom versorgt werden müssen.
Wir haben aber relativ oft den Anwendungsfall, dass wir ein Fahrziel ansteuern, an dem wir uns nur einige Stunden aufhalten und währenddessen an einer 11kW-Wallbox genug Strom für die Rückfahrt in den Akku bekommen müssen. DC-Schnellladung scheidet da wegen „keine CCS-Säule weit und breit“ aus. Sie wäre auch unnötig schnell und teuer und mit einer Extra-Aktion verbunden. Alles unter 11kW AC würde hingegen zeitlich einfach nicht hinkommen. Und die Rückfahrt für eine Ladepause zu unterbrechen ist auch keine verlockende Option.
Also wird es wegen dieses für uns wichtigen Kriteriums ein Comfort. Die 130km mehr Reichweite nehmen wir als Luxus gern mit. Für etliche Fahrziele ist dann gar keine Zwischenladung mehr erforderlich, das reicht hin und zurück.
Die Luxury-Ausstattung kommt nicht in Betracht. Von den Extras, die sie für netto 2.000,- € mehr bietet, würde mich nur die Wärmepumpe interessieren (der Comfort hat keine). Aber merkwürdigerweise ist der Verbrauch des Luxury mit Wärmepumpe höher als der Verbrauch des Comfort ohne solche. Das führt zu einer Reichweitendifferenz von immerhin 15km. Hm. Welchen Sinn macht die WP dann?
Außerdem – ich erwähnte das in meinem Probefahrtbericht bereits – kann ich mich optisch mit dem seltsamen Heckspoiler des Luxury nicht anfreunden.
Trotz Spoiler und Wärmepumpe höherer Verbrauch… was zieht da im Luxury so viel Strom?
Ich werde wieder leasen, das ist für mich Freiberufler die günstigste Option. Die Eckdaten sind: 48 Monate Laufzeit und 15.000km Jahresfahrleistung. Mit der ZOE kam ich mit 12.500km/Jahr aus, aber bei MG gibt es zwischen 10.000km und 15.000km keine Zwischenstufe. Also nehme ich die 15.000km, sonst wird es zu knapp. Wahrscheinlich werde ich mit dem MG4 auch ein paar Langstrecken mehr fahren. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.
Direkt nach der Probefahrt bespreche ich mit dem Agenten die Details. Ich wähle die Farbe „Dover White“. Es gibt den MG4 noch in anderen, teils sehr schönen Farben, aber die kosten gleich wieder 650 € Aufpreis, und das ist es mir nicht wert. Weiterhin möchte ich Ganzjahresreifen haben, um nicht zweimal jährlich wechseln zu müssen. Und ich stocke die Leasing-Sonderzahlung noch etwas auf, damit die monatlichen Leasingraten psychologisch günstig unter 200,- € netto sinken. Kommt bei den Gesamtkosten über die Laufzeit auf ziemlich dasselbe raus, aber der Psycho-Trick dabei ist: Ich knirsche nur einmal mit den Zähnen beim Abdrücken der Sonderzahlung und freue mich danach 4 Jahre lang jeden Monat über eine kleine Leasingrate. :-)
Die Allwetterreifen kosten 504,20 € netto. Für die Sonderzahlung verwende ich die 2023 gezahlte BAFA-Prämie von 4.500 € plus weitere 4.000 €, insgesamt also 8.500 €. Das führt zu einer Leasingrate von 182,15 € netto. Der Leasingfaktor beträgt 0,59.
Hinzu kommen noch Auslieferungskosten von 839,50 € netto. Das waren vor kurzem noch 630,25 €…
Damit ist der MG4 Comfort etwas teurer als der MG5 Standard im Leasing wäre: Für letzteren lag unter gleichen Rahmenbedingungen die Leasingrate bei 163,68 €. Aber hey, für nicht mal 20 € mehr im Monat gibt's mit dem MG4 Comfort 130km mehr Reichweite bei geringerem Verbrauch, Heckantrieb, 150kW Spitzenleistung sowie DC-Schnellladung „bis zu“ 135kW (in der Praxis bereits bestätigt).
Die Abwicklung der Bestellung läuft über die SAIC Motor Deutschland GmbH, der Abschluss des Leasingvertrages über die Arval Deutschland GmbH. Alles erfolgt komplett digital. Ich muss mich bei DocuSign per Video verifizieren lassen und verfüge dann über eine digitale Signatur, mit der ich die entsprechenden PDF-Verträge unterzeichnen kann.
Die Video-Session mit DocuSign ist sehr gründlich. Ich muss mich vor der Kamera bewegen, mit meinen Händen vor meinem Gesicht hin und her wischen, meinen Personalausweis in jedem erdenklichen Winkel vor die Kamera halten und dabei biegen, bestimmte Bereiche mit dem Finger abdecken etc. Nach ca. 10 Minuten bin ich endlich verifiziert. Puh. :-)
Als Freiberufler muss ich meine Kreditwürdigkeit u. a. mit meinem letzten Jahresabschluss und der Beglaubigung meiner mittlerweile 20jährigen Selbstständigkeit durch meinen Steuerberater nachweisen.
Eine gute Woche später ist alles abgenickt und ich erhalte die Bestellbestätigung.
Für eine Lieferung noch in diesem Jahr – was den Vorteil der höheren BAFA-Prämie hätte (6.000 € statt 4.500 €) – erhebt MG einen Expresszuschlag von knapp 1.000 €. Also schrumpft der monetäre Vorteil einer rechtzeitigen Zulassung vor dem Sinken der Prämie auf nur noch 500 €. Ich mache das nicht.
Erstens zielt es mir zu dreist auf das Abschöpfen der Förderprämie seitens MG. Zweitens brauche ich das Auto nicht schon in diesem Jahr und hätte so eine Doppelbelastung.
Ich bestelle also regulär. Dafür gibt MG eine Lieferzeit von 9 Monaten an. Ich darf also mit einer Lieferung im Juli 2023 rechnen.
Die lange Lieferzeit sehe ich sehr gelassen. Wie ich im GE-Forum lese, haben die ersten jetzt ausgelieferten MG4-Exemplare noch etliche Kinderkrankheiten, z. B. Ölverlust am Reduktionsgetriebe, wellige Unterbodenplatten und vor allem einen katastrophal schlechten Spurhalteassistenten. Diese Mängel sollte der Hersteller innerhalb des nächsten halben Jahres doch wohl abstellen können.
Wie ich die Zeit Januar–Juli überbrücke (mein aktuelles ZOE-Leasing endet regulär Anfang Januar 2023), werde ich in einem späteren Artikel thematisieren.
Alles in allem freue ich mich sehr auf den MG4 Electric Comfort in Dover White. :-)
Stay tuned!