30.10.2024
Nach meinem desaströsen Versuch, bei Auto Schrader in Garbsen Softwaremängel meines MG4 Electric zu reklamieren, nehme ich einen neuen Anlauf.
Zu Auto Schrader will ich nicht mehr, die haben mein Vertrauen leider verspielt. Aber bevor ich mir einen neuen MG-Agenten suche, will ich erst einmal in direkten Kontakt mit MG Motor Deutschland kommen. Die hatten ja eine Freigabe der Software-Updates auf Garantie zunächst abgelehnt. Bevor das nicht geklärt ist, brauche ich auch keinen neuen MG-Agenten.
Am 18.09.2024 schreibe ich folgende E-Mail an kundenservice@mgmotorsdeutschland.de:
Sehr geehrte Damen und Herren,
dies betrifft meinen geleasten MG4 Electric Comfort mit der VIN XXXXXXXXXXXXXXXXX.
Ich wurde kürzlich mit einer Mängelanzeige bei Auto Schrader in Garbsen vorstellig. Die von mir angezeigten Mängel betreffen hauptsächlich das Verhalten des ACC und des Notbremsassistenten. Beide zeigen Reaktionen, die im Straßenverkehr zu irritierenden und sogar gefährlichen Situationen führen können und das in der Vergangenheit bei mir auch bereits getan haben.
Die Werkstatt stellte fest, dass die Software praktisch sämtlicher Steuergeräte nicht aktuell ist. (Dies bedeutet, dass aktuellere Softwarevesionen vorliegen.)
Wir MG4-Fahrer sind gut vernetzt, daher weiß ich, dass die von mir angezeigten Mängel bei anderen durch entsprechende Software-Updates behoben bzw. deutlich abgemildert werden konnten.
Es wurde ein Reparaturtermin für den 16.09.2024 vereinbart, an dem die Steuergerätesoftware aktualisiert werden sollte (Updates).
Bei einer Probefahrt konnten die Werkstattmitarbeiter die von mir geschilderten Probleme mit dem ACC bestätigen. (Eine unmotivierte Notbremssituation trat während der Probefahrt nicht auf; ich selbst habe allerdings welche erlebt.)
Am 17.09.2024 erhielt ich die Information, dass seitens MG keine Freigabe für eine Softwareaktualisierung als Garantieleistung erteilt worden wäre. Begründung: Die von mir geschilderten Mängel seien „Stand der Technik“.
Als Softwareentwickler ist für mich selbstverständlich, dass „Stand der Technik“ naturgemäß immer die aktuellste verfügbare Softwareversion bedeutet. Der Stand der Technik wird ja gerade von dieser definiert. Da es aktuellere Software gibt, kann der „Stand der Technik“ logischerweise nicht der von älteren Versionen sein.
MG hat bereits früher die Behebung eines von mir reklamierten offensichtlichen Mangels (ein ausgebeultes Unterbodenblech) auf Garantie mit der Begründung, dies sei „Stand der Technik“, abgelehnt. Ist das Ihre Standard-Antwort auf Mängelanzeigen? Ich hoffe nicht, denn das wirft ein sehr schlechtes Licht auf MG.
Ich fasse nochmal zusammen:
Ich möchte Sie bitten, eine Freigabe für die Updates der Steuergeräte mit den jeweils aktuellsten vorliegenden Versionen zu erteilen.
Dies ist eine Erfordernis der Verkehrssicherheit, für meine eigene ebenso wie die anderer Verkehrsteilnehmer.
Meine Erfahrungen schildere ich in meinem reichweitenstarken privaten Blog. Der weitere Verlauf dieser Angelegenheit interessiert meine Leserinnen und Leser sehr.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen,
Um der Mail noch ein wenig mehr Nachdruck zu geben, unterzeichne und versende ich sie als Betreiber der Website „Ratgeber Elektroautos“. Damit sollte klar sein, dass hier jemand schreibt, der in elektromobilen Themen bewandert ist, und nicht irgendein Honk, der den Tankrüssel nicht in den Ladeport bekommt.
MG Motor Deutschland macht wenige Stunden später ein Ticket auf und informiert mich, dass sie mich als Kunden schätzen und sich freuen, dass ich mich für einen MG4 entschieden habe. Sie würden meine Anfrage klären, unaufgefordert wieder auf mich zukommen, sobald es Neuigkeiten gibt und bedanken sich im Voraus für meine Geduld.
Sechs Tage später, am 24.09.2024, erhalte ich folgende Mail:
Sehr geehrter Herr H.,
wir beziehen uns auf Ihre Anfrage, in der Sie uns um Unterstützung bitten.
Zunächst versichern wir Ihnen, dass wir Sie als Kunden schätzen und uns freuen, dass Sie sich die Zeit genommen haben Ihre Erfahrungen zu schildern.
Gerne sind wir Ihnen behilflich und haben Kontakt zum betreuenden MG Agent, der Auto Schrader GmbH, aufgenommen. Ihr Serviceberater, Herr K., setzte uns in Kenntnis, dass die Funktionalität des Notbremsassistenten geprüft und ermittelt wurde, dass dieser dem Stand der Serie entspricht.
Sollten noch weitere Beanstandungen bestehen bittet er Sie um Kontaktaufnahme, damit ein Termin zur weiteren technischen Überprüfung vereinbart werden kann.
Wir sind davon überzeugt, dass sie dort proaktiv unterstützt werden.
mit freundlichen Grüßen
Ihr
MG Motor Deutschland Team
Wenn da mal nicht jemand meinen vorigen Blog-Artikel gelesen hat und subtil darauf Bezug nimmt. Nehme ich da einen ironischen Unterton wahr?
Insgesamt klingt die Nachricht nach Aufschlag zu einer neuen Pingpong-Runde; darauf möchte ich verzichten. Ich schreibe am 25.09. also eine weitere Mail:
Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Leider gehen Sie auf meine Argumentation und mein Anliegen gar nicht ein. Es ging um die Frage, warum es bei MG nicht möglich sein soll, veraltete Fahrzeug-Software zu aktualisieren.
Der überreagierende Notbremsassistent ist nur eins der von mir angezeigten Probleme. Ein praktisch unbrauchbarer Spurhalteassistent, der viel zu ruppig eingreift, und ein ACC, das in Kurven auch bei geringer Geschwindigkeit diese selbsttätig noch weiter reduziert sind weitere potenziell verkehrsgefährdende Probleme. Diese können durch ein Software-Update weitgehend entschärft werden.
Ich wiederhole noch einmal: Mein MG4 Electric ist mit veralteter Software definitiv nicht auf aktuellem Stand der Technik. Dies führt zu potenziell gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Die von mir geschilderten Probleme ließen sich durch Updates beheben bzw. deutlich abmildern.
Ich bitte Sie daher nochmals um die Freigabe der erforderlichen Arbeiten durch eine Fachwerkstatt.
Da ich bei meinem letzten Werkstattbesuch mit Auto Schrader in Garbsen leider schlechte Erfahrungen machen musste, möchte ich diese Arbeiten lieber von einem anderen MG-Agenten ausführen lassen, z. B. bei Auto Nagel in Hannover.
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen,
Das ist der von mir aus nächstgelegene MG4-Agent. Ich will mal vorfühlen, ob ich da die Updates – falls sie denn von MG freigegeben werden – installieren lassen kann. Mein Anruf bringt erstaunliche Informationen zutage.
Nachdem ich die Frage, ob ich denn bereits Kunde bei ihnen sei, verneint habe, wird mir beschieden, dass sie dann leider nichts für mich tun könnten, denn: Sie würden ihren Vertrag mit MG gerade auslaufen lassen und nähmen daher keine MG-Neukunden mehr an.
Interessant. Sie werden ihre Gründe haben.
Ich frage, ob sie mir dann einen anderen MG-Agenten empfehlen könnten und füge hinzu: aber nicht Auto Schrader in Garbsen. Nee nee, sagt die Kundendienstlerin, die würden ihren Vertrag auch nicht verlängern.
Soso. Es wird immer interessanter.
Der nunmehr nächstgelegene MG4-Agent befindet sich in Celle, das sind rund 55km einfache Strecke. Und ich muss einmal quer durch Hannover bzw. daran vorbei. Dauerbaustellen und Berufsverkehr, ich freue mich schon.
Aber ich bin bereit, für kompetenten Service (was sich erst noch erweisen muss) auch längere Strecken auf mich zu nehmen. Mit meiner ZOE selig bin ich auch immer nach Nienburg gefahren, das war genauso weit, nur in die andere Richtung.
Aber zunächst zurück zu meiner Korrespondenz mit MG Motor Deutschland.
Am gleichen Tag bekomme ich diese Antwort auf meine Mail (ich lasse in der Folge aus Gründen der Übersichtlichkeit alle Anreden, freundlichen Grüße usw. weg):
Gerne sind wir Ihnen behilflich und teilen Ihnen mit, dass Sie jederzeit sich einen MG Agent Ihrer Wahl aussuchen können. Dieser kann die Aktualität des Softwarestands prüfen und wenn nötig ein Update durchführen.
Wir sind sicher, dass Sie dort proaktiv beraten werden.
Man könnte meinen, „proaktiv“ ist zum Lieblingswort bei MG geworden. Aber das klingt ja erstmal gut. Oder?
Ich telefoniere mit dem mir von Auto Nagel empfohlenen MG-Agenten Weller in Celle (firmiert zu diesem Zeitpunkt noch unter „B&K“). Die Dame am anderen Ende ist ausgesprochen freundlich und nimmt meine Daten als Neukunde auf. Ich schildere ihr mein Anliegen sowie den Stand meiner Korrespondenz mit MG Motor Deutschland und wir vereinbaren direkt einen Termin. Ob ich für diesen Tag einen Werkstattwagen bräuchte? Vorsichtig frage ich nach einem Elektroauto und erhalte zur Antwort: „Natürlich haben wir für unsere MG Kunden elektrische Werkstattwagen.“ Sooo.
Ich soll ihr noch die Bestätigungsmail von MG weiterleiten, was ich umgehend erledige.
Kurz darauf ruft mich ein Kundendienstmitarbeiter von B&K an: Er hätte sich die Mail angesehen, und, nun ja. Von Kostenübernahme stünde da nichts. Es sei nur ein Tipp. Ich könne natürlich gern meinen MG4 vorbeibringen und Softwareupdates installieren lassen, allerdings nach Stand der Dinge auf eigene Kosten.
Ich schaue mir die Mail von MG nochmal an, und der Mann hat Recht. Da war wohl mein Wunschdenken mit mir durchgegangen. Wir vertagen.
Am 26.09.2024 frage ich nach:
Ich muss noch einmal rückfragen, um Missverständnisse auszuschließen:
Die zur Lösung der geschilderten Probleme meines MG4 erforderlichen Softwareupdates werden auf Garantie installiert, richtig?
MG wird diese Garantiefreigabe erteilen, wenn der Agent eine entsprechende neue Anfrage stellt, richtig?
MG antwortet am nächsten Tag:
Gerne sind wir Ihnen behilflich und teilen Ihnen mit, dass Updates die von unserer Seite freigegeben sind, vom MG Agent freigegeben sind.
Wir würden uns freuen, wenn wir Ihnen mit diesen Informationen behilflich sein konnten.
??? Kein Grund zur Freude, da nicht einmal verständlich, geschweige behilflich. Offenbar hat MG seine Kundendienst-KI nicht richtig trainiert 😉.
Ich antworte umgehend:
Updates, die von Ihrer Seite freigegeben sind, sind vom MG Agenten freigegeben. Das ist ebenso kryptisch wie allgemein formuliert. Was heißt das in meinem Fall, den ich Ihnen ausführlich geschildert habe, konkret?
Schauen Sie, es ist so: Ich würde weitere unnötige und lange Fahrten zu einem MG-Agenten gerne vermeiden. Da ich aufgrund schlechter Service-Erfahrungen nicht mehr zu Auto Schrader in Garbsen fahren will, habe ich den nächstgelegenen Agenten angefragt: Auto Nagel in Hannover. Hier wurde mir mitgeteilt, dass sie keine MG-Kunden mehr annehmen, da sie den Vertrag mit MG - also mit Ihnen - nicht mehr verlängern werden. Der nun nächstgelegene MG-Agent befindet sich in Celle, das sind von mir aus rund 55km und eine Stunde Fahrzeit.
Mein „Fall“ ist Ihnen ja bereits bekannt, und so hoffe ich, in Celle nur einen einzigen Termin für die Updates zu benötigen (statt einen zum Prüfen des Softwarestandes und einen zweiten für die Updates).
Also würde ich gern eindeutig und verbindlich vorab von Ihnen wissen, ob Sie dem MG-Agenten in Celle (B&K) eine entsprechende Garantiefreigabe erteilen werden.
MG antwortet noch am gleichen Tag:
Gerne sind wir Ihnen behilflich und haben die VIN Ihres Fahrzeugs im System abgeglichen und setzen Sie darüber in Kenntnis, dass Ihr Fahrzeug für ein kostenloses Update des Spurhalteassistenten berechtigt ist.
Das scheint mir nun eindeutig genug, wenn auch die explizite Benennung als „Update des Spurhalteassistenten“ die Befürchtung aufkommen lässt, dann auch tatsächlich nur ein Update für dieses Modul zu bekommen. Falls die Steuergeräte modular aktualisiert werden und nicht eh ein großes Softwarepaket alles auf einmal erledigt. Schaunmermal.
Ich speichere die letzte Mail von MG Motor Deutschland als PDF ab, schicke sie am 30.09. zu B&K nach Celle und bitte um Rückruf zwecks Terminvereinbarung. Niemand ruft zurück.
Am 08.10. frage ich erneut per Mail nach. Niemand ruft zurück. Nanu?
Am 17.10. checke ich nochmal die Mailadresse auf der Website von B&K und stelle fest: Es hat gerade eine Firmenfusion gegeben, B&K ist jetzt Teil von Weller. Es gibt auch eine neue Kontakt-E-Mail-Adresse. Ah, das erklärt vielleicht das Schweigen. Meine Mails an die alte Adresse sind möglicherweise in den Umfirmierungswirren schlicht untergegangen. Hätte ich mal besser angerufen, aber irgendwie bin ich mailfixiert. Ist ja auch immer besser, etwas schriftlich zu haben.
Ich schicke eine neue Mail mit der MG-Freigabe an die neue Weller-Adresse und erhalte nur eine Stunde später den gewünschten Rückruf. Wir vereinbaren den Update-Termin für den 29.10.2024. Läuft.
Der Termin ist um 9:30 Uhr angesetzt. Ich fahre kurz nach 8 los; mein Routenplaner schätzt die Ankunftszeit auf 9:15 Uhr. Viel los um diese Zeit in und um Hannover. Immerhin ist die Ersatzbrücke am Südschnellweg jetzt freigegeben. Aber wesentlich schneller kommt man dadurch auch nicht voran.
Nachdem ich Hannover endlich hinter mir gelassen habe, ist die B3 Richtung Celle fast frei und ich komme tatsächlich zur avisierten Zeit bei Weller an.
Ziemlich großes Autohaus. Es stehen Unmengen von MG4 auf dem Hof. Der riesige Präsentationsraum ist voll von Premium-Marken; erfreulich viel Elektrisches ist zu sehen.
Und hier nun, liebe Freundinnen und Freunde der gepflegten Elektromobilität, erlebe ich endlich, was ich in Garbsen so schmerzlich vermisste: Freundlichkeit, Kompetenz und Service. Proaktiv. 😉
Als ich mich an der Rezeption bei sehr netten Damen anmelde, fällt mir auf, dass ich in der ganzen Aufregung meine Brieftasche zu Hause vergessen habe. Ich habe also weder Geld noch Karten noch Ausweis dabei. Das Garantie-Update muss ich zwar nicht bezahlen, aber ich wollte bei der Gelegenheit gleich noch meine Winterreifen aufziehen lassen. Könnte ich den Reifenwechsel auch als Neukunde auf Rechnung bezahlen?
Die Annahme-Dame bittet mich, einstweilen Platz zu nehmen und dies gleich mit dem Kundenberater zu besprechen.
Kurze Zeit später kommt ein lächelnder(!) Kundenberater zu mir, begrüßt mich sehr freundlich und wir gehen zusammen zu seinem Schreibtisch.
Und das Erste, was er sagt, ist: „Ja, Herr H., die von Ihnen geschilderten Probleme mit Ihrem MG4 sind uns bekannt – viele Kunden berichten Ähnliches. Und wenn Ihr Wagen unerwartet bremst ist das natürlich nicht nur ärgerlich, sondern verkehrsgefährdend, völlig klar.“
Kann mich mal einer kurz zwicken? Ich glaub, ich träume. Zwischen diesem Gespräch und dem bei Auto Schrader in Garbsen liegen Welten. Hier sitzt mir jemand gegenüber, der sich auskennt und der an einer echten Lösung für seinen Kunden interessiert ist.
Wir reden eine Weile über Fahrzeugsoftware im Allgemeinen und bei MG-Fahrzeugen im Speziellen. Ich oute mich als Softwareentwickler, was das Gespräch auf eine angenehme Fachebene bringt. Er bedauert, dass Softwareupdates bei MG relativ umständlich zu handhaben sind und auch die organisatorische Abwicklung aka Freigabeprozedur noch Optimierungspotenzial hat.
Mich interessiert vor allem, ob die Steuergeräte alle auf einmal oder modular aktualisiert werden, und falls modular, was das jetzt für mich konkret bedeutet: Bekomme ich dann nur ein Update für den Spurhalteassistenten (weil MG Motor Deutschland es in der Freigabe so formuliert hat)? Was ist mit dem ACC und den anderen Modulen?
Er lächelt und meint, aus ihrer Sicht wäre es technisch nicht sinnvoll, nur ein einzelnes Steuergerät zu aktualisieren. Die Steuergeräte würden ja miteinander interagieren. Von daher würden sie immer alle verfügbaren Updates installieren, damit alles auf neuestem Stand ist.
Ich bin beeindruckt und sehr angetan. Das meine ich mit „proaktiv“. 👍🏻
Ich frage nicht, wie sie das dann mit MG abrechnen. Es kommt mir so vor, als wenn sie das einfach als ihren Service so handhaben, weil es letztlich vermutlich kein großer Mehraufwand ist, wenn das Updategerät einmal angeklemmt ist, gleich alles durchlaufen zu lassen. Es dauert nur etwas länger.
Die Sache sei allerdings die, meint er, sie bzw. MG könnten nicht versprechen, dass mit dem aktuellen Update die von mir geschilderten Probleme tatsächlich behoben wären. Die Installation würde daher auf mein eigenes Risiko erfolgen.
Danke für diese Offenheit. Ich bin mir nicht sicher, wie eine solche Aussage rechtlich zu bewerten ist. Aber da ich ja aus Erfahrungsberichten anderer MG4-Fahrer:innen bereits weiß, dass sich zumindest das Verhalten von ACC und Spurhalteassistent verbessern wird, nicke ich das gern ab.
Dann entschuldigt sich der Kundenberater, um noch etwas zu klären. Kurz darauf kommt er zurück und sagt: „Sie haben ja meiner Kollegin vorn gesagt, dass Sie Ihre Brieftasche vergessen hätten. Normalerweise akzeptieren wir auch bei unseren Stammkunden nur bar oder EC, aber ich habe gerade mit meinem Chef gesprochen. Da Sie im Vorfeld schon so viel Ärger hatten und eine weite Anfahrt, machen wir heute für Sie eine Ausnahme.“
So macht man sich zufriedene Kund:innen. Super. Vielen Dank!
Die Updates würden etwas dauern. Ja, kein Problem. Ich habe letztlich doch auf einen Werkstattwagen verzichtet, weil ich nicht 3-4 Stunden dieses Tages mit mehrfacher Hin- und Rückfahrt nach und von Celle verbringen will. Statt dessen habe ich meinen Laptop dabei, setze mich in den Wartebereich und beginne, diesen Artikel zu schreiben. 🙂
Rund drei Stunden später kommt der Kundenberater zu mir, gibt mir den Schlüssel zurück, zeigt mir(!), wo mein MG4 steht und lässt noch fallen, dass sie den Wagen auch gewaschen haben. 😎
Schrader & Co: Hier könnt ihr mal herpilgern um zu lernen, wie guter Kundenservice geht.
Da werde ich doch in Zukunft gern zu Weller in Celle fahren, wenn's was zu machen gibt an meinem MG4.
Während ich in der Wartezone sitze und an diesem Artikel schreibe, komme ich nicht umhin, einem Gespräch zu lauschen, das ein anderer Kundenberater mit einem am Nebentisch Wartenden führt. Der Kunde erzählt, dass er am Wochenende mit ein paar Freunden eine Spritztour an die Nordsee gemacht hätte. Einer hätte einen BMW i4 und das wäre ja der Hammer, wie der beschleunigen würde. Da käme er mit seinem – ich sag mal: brachialmotorisierten – 500-PS-Diesel-BMW nicht mit. Dies schmückt er mehrfach aus, er scheint sichtlich bzw. hörbar beeindruckt. Der Kundenberater sagt, ja klar, Drehmoment sofort da bei Elektromotoren usw. und meint dann: „Na vielleicht ist Ihr nächster dann auch elektrisch.“ Es wird. Langsam, aber es wird.
Ich steige in meinen frisch upgedateten und gewaschenen MG4 Electric ein und bin so in meinen Routinen, dass ich vor dem Losfahren wie üblich alle Assistenten erstmal abschalte. Erst als ich auf der B3 den ACC aktiviere und dieser nun anders auf die Wippe reagiert, merke ich: Stimmt ja, da war ja was! 😉
Der ACC hat definitiv neue Software bekommen. Kurzes Betätigen der ACC-Wippe nach oben oder unten verändert nun die Geschwindigkeitsvorgabe in 1er-Schritten (früher: 5er) und langes Betätigen nun in 5er Schritten (früher: 1er). Es ist jetzt also genau anders herum. Ob mir diese Art der Bedienung gefällt, weiß ich noch nicht.
Früher musste ich nicht auf die Anzeige der Vorgabe gucken: Wenn ich z. B. von 80km/h auf 100km/h hoch oder umgekehrt runter wollte, betätigte ich die Wippe einfach vier Mal nach oben oder nach unten. Jetzt muss ich, während ich die Wippe gedrückt halte, gleichzeitig auf die Anzeige schauen, damit ich nicht über's Ziel hinausschieße. Zwanzig Einserschritte möchte ich nicht zählen müssen. Auch erschließt sich mir nicht, wieso ich die Geschwindigkeitsvorgabe eines adaptiven Systems überhaupt in 1er Schritten regulieren soll. Das Finetuning übernimmt das System doch schließlich anhand der jeweiligen Verkehrssituation selbst. Ein 5er-Raster reicht da meiner Meinung nach aus.
Na ja. Das ist das Dilemma in der Softwareentwicklung: Man kann es halt nicht allen recht machen. Aber warum es dann nicht so programmieren, dass es konfigurierbar ist, wie sich die Wippe verhält? Damit es sich jede/r nach Gusto einstellen kann? Nur so 'ne verrückte Idee…
Bei der Annäherung an vorausfahrende Fahrzeuge scheint mir der ACC nun ein wenig sanfter abzubremsen. Das muss ich noch weiter beobachten.
Ob sich das Kurvenverhalten signifikant verbessert hat, konnte ich auf der Heimfahrt noch nicht abschließend beurteilen. Auf der Strecke gab es nicht genügend geeignete Kurven. 😉 Ich werde das später hier ergänzen.
Ich schalte den Spurhalteassi ein und bin gespannt. Er wird im Alarmmodus aktiviert (greift also nicht aktiv ein), mit niedriger Empfindlichkeit und ohne Vibration. Ich teste das Verhalten, indem ich mich mal der Mittellinie und mal der Seitenlinie nähere. Es piepst und im Display werden die entsprechenden Linien rot. Mehr passiert nicht. Das gefällt mir. So kann das Ding von mir aus immer anbleiben.
Aber wo ich das gerade schreibe, werde ich misstrauisch: Sind diese Einstellungen persistent? Ich gehe raus zum Wagen, setze mich rein, starte das System und rufe den Einstellungsscreen für die Lane Assistance auf:
Schade. Der Assi ist aktiv, klar, wg. EU-Vorgabe, aber gestern war der Assist Mode doch nach dem Einschalten auf „Alert“? „Lane Departure Assist“ ist genau das, was ich nicht haben will. Immerhin scheint er sich die Sensitivity gemerkt zu haben.
Ich schalte Lane Assistance aus und wieder ein (Softwareentwickler-Intuition). Und siehe:
Nach dem Wiedereinschalten ist der Modus „Alert“.
Ich probiere das noch ein paar Mal aus, und immer ist beim Fahrzeugstart der Modus „Lane Departure Assist“ aktiv. Wenn ich den Spurhalteassi dann aus- und wieder einschalte, wechselt er den Modus zu „Alert“. Das erklärt auch das gestrige Verhalten, denn da hatte ich den Assi ja bei Fahrtantritt erst aus- und später wieder eingeschaltet. Der Sinn dieses Verhaltens erschließt sich mir nicht, es ist wohl ein weiterer Bug, der beim Testen nicht aufgefallen ist.
Seufz. Es scheint, als müsse ich auch weiterhin beim Fahrzeugstart meine Checkliste zu deaktivierender Features abarbeiten. Ich will aber bei nächster Gelegenheit ausprobieren, wie sich der Spurhalteassistent im Modus „Lane Departure Assist“ verhält. Sollte er deutlich sanfter geworden sein, kann ich mich vielleicht damit arrangieren.
Noch etwas fällt mir auf: Auf älteren Fotos vom Einstellungsscreen des Spurhalteassistenten im Netz hat der Assist Mode eine dritte Option: „Emergency Lane Keeping“. Die fehlt jetzt. Kann aber auch die Software vom Luxury gewesen sein. Ich weiß leider nicht mehr, ob es diese Einstellungsoption vor dem Update auch bei meinem Comfort gegeben hat. (Nachtrag 15.11.2024: Diese Option gibt es tatsächlich nur im Luxury-Modell.)
Bei der Duchfahrt unter einer Brücke bremst der MG4 auf dem Heimweg plötzlich ab, als würde er vom Brückenschatten irritiert. Definitiv keine Notbremsung, aber doch deutlich, wenn auch kurz. Fühlt sich eher nach einer (Fehl-)Reaktion des ACC als des Notbremsassistenten an. Hm. Wie sagen die Schulmediziner gerne: Wir beobachten das mal. 😉
Die Software des Infotainmentssystems wurde leider nicht aktualisiert. MPU und MCU haben die gleiche Software-Version wie vor meinem Besuch in Celle.
Ich kann damit leben, auch wenn es mich total nervt, dass ich während einer Navigation über Android Auto keine Navi-Ansagen hören kann, wenn das Radio an ist. Wenn Ansagen kommen, wird zwar die Radio-Lautstärke abgesenkt, aber die Ansagen sind nicht zu hören. Beim Musikhören vom Handy über Android Auto funktioniert es hingegen tadellos. Ich wollte es nur mal wieder erwähnen.
Der Dialog mit MG Motor Deutschland war etwas holprig, hat aber geholfen.
Einige MG-Agenten lassen ihre Verträge mit MG auslaufen.
Es gibt noch Autohäuser mit kompetenten Mitarbeiter:innen und richtig gutem Service. Empfehlung: Weller in Celle.
Welche Veränderungen im Fahrverhalten die Updates bewirken, werde ich in der nächsten Zeit beobachten und darüber berichten.
Stay tuned!
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